TAUFE DES HERRN

Evangelium nach Markus (1,7-11):

 

Das Markusevangelium, aus dem wir in diesem neuen Jahr die meisten Evangeliums-Texte hören werden, kennt keine Kindheitsgeschichte, wie das Lukas- und Matthäusevangelium. Markus beginnt sein Evangelium mit der Gestalt des Johannes des Täufers. Bei der Taufe Jesu im Jordan macht Jesus nach Markus eine grundlegende Gotteserfahrung: „Als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“. Das ist natürlich alles Bildsprache mit der Markus grundlegende Glaubensaussagen machen will.

Was ist da mit Jesus passiert? Ein moderne Buchautor hat versucht das zu beschreiben, indem er in seinem Buch Jesus selbst erzählen lässt, was er da erfahren hat. Ich möchte Ihnen das jetzt vorlesen.

„Als ich dreißig war, hörte ich von einem, der am Jordan predigte und viel Zulauf hatte. Er sagte, die Zeit sei reif. Es gehe bald los mit dem großen Umbruch, mit der neuen Zeit, mit Gottes Herrschaft. Das musste ich selbst erleben! Ich ging hin an den Jordan und war fasziniert. Der Mann nahm kein Blatt vor den Mund und sagte auch den Mächtigen die Meinung, auch den Berufs-Frommen, den Phari-säern. So begeistert war ich von ihm und von dem, was er sagte, dass auch ich mich taufen ließ. Und in diesem Augenblick geschah es. Wie eine Offenbarung, eine innere Klarheit. Da wusste ich ganz sicher: Gott ist mein Vater – und ich bin sein Sohn. Da verstand ich auf einmal meinen Namen: Jesus – Gott rettet. Von da an war mir klar, dass ich nicht länger in Nazareth bleiben konnte, dass ich Abschied nehmen musste von den Eltern, dass ich aufbrechen musste und es weitersagen an alle, gerade an die, die es kaum glauben konnten, dass Gott sie annimmt und gerade die liebt, die nichts vorzuweisen hatten, was hierzulande als wichtig gilt und beliebt macht. Den Armen, den Hungernden, den Traurigen, den Gewaltlosen sagen, dass sie für Gott wichtig sind.“

Wir können das die Berufungsgeschichte Jesu nennen. Er hat seine eigene Berufung gefunden. Ihm ist bewusst geworden, wer er ist und was seine Aufgabe ist, wozu Gott ihn beruft. Bildlich gesprochen: Der Himmel hat sich geöffnet. Gott hat - durch Jesus - eine Tür zu ihm geöffnet. Jesus spürt eine innige, intime Beziehung zu Gott. Diese Beziehung ist so tief, dass man sagen kann: In allem, was er sagt und tut, hören und sehen, spüren wir die Liebe dieses Gottes, dieses Vaters.

Das ist dann auch mit dem Bild gemeint: „Sohn Gottes“: ein inniges, intimes Verhältnis zwischen Gott und diesem Jesus. Dieses Bild wird übrigens auch im Alten Testament für das ganze Volk verwendet, das „Sohn Gottes“ genannt wird. Es kommt auch vor am Berg Tabor, in der Szene der Verklärung Jesu: „Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.“

Und dann sagt Johannes der Täufer: "Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit Heiligem Geist taufen". Wir sind mit Wasser getauft, als Baby. Aber das reicht nicht. Es geht darum, dass wir uns von Jesus mit der Geisteskraft Gottes taufen lassen, dass wir Gottes Geisteskraft in uns spüren - eine Kraft, die unser Herz berührt, umwühlt, von unserem Herzen Besitz ergreift, von innen her verwandelt, sodass unser Herz für Gott klopft. Auch in uns sollen die Empfindung und das Bewusstsein lebendig sein: Ich bin Sohn/Tochter Gottes, von ihm geliebt und angenommen. Seine Geisteskraft strömt auch in mir.

Das ist natürlich nur möglich, wenn ich wirklich in einer persönlichen Beziehung mit Jesus und mit Gott lebe, indem ich jeden Tag aufstehe und mich an Gott wende, indem ich - bevor ich schlafe gehe, zu ihm spreche und auch sonst noch hier und dort während des Tages. Dann lebe ich diese Beziehung mit Gott und fühle ich mich wie sein Sohn/ seine Tochter. Dies ist ein kontinuierlicher Wachstumsprozess, der in und mit jedem Menschen neu beginnt, der sich mit Jesus einlässt, mit ihm immer mehr vertraut wird, sich vom ihm „taufen“ lässt, sich von Jesus „eintauchen“, „untertauchen“ lässt in den Bereich Gottes, sich dem Wirken der Geisteskraft Gottes „aussetzt“ und anvertraut. Tagtäglich leben mit Gott. Das will Jesus bei uns, in uns erreichen.

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